Ich habe ein Interview mit Hubert Schwarz geführt. Er ist Extremsportler, Motivationstrainer und bietet Team- und Outdoor-Events an.

Herr Schwarz, Sie sind Extremsportler und Unternehmer. Sie gelangten jedoch auf Umwegen zum Extremradfahren. Wie kam es dazu?

Meine Familie war nicht sehr sportlich. Als junger Pfadfinder bin ich erst durch meinen Umzug nach Roth in die sportliche Laufbahn gerutscht. Da es in Roth keine Pfadfinder gab, habe ich mich im Sportverein engagiert, wurde Vereinsjugendleiter und trainierte viele Kinder- und Jugendtruppen. Somit war es nahe liegend, dass ich auch selbst Sport gemacht habe. Meine Liebe für den Ausdauersport hat sich mit der Vorbereitung auf die Skilehrerprüfung erst so richtig gezeigt. Meine favorisierte Sportart war dann der Triathlon.

In der Zeit als Triathlet habe ich festgestellt, dass meine Stärke in der Ausdauer liegt. Das Talent als Schwimmer wurde mir aber nicht in die Wiege gelegt. Ein Beispiel: Bei einem Rennen kam ich als 653. aus dem Wasser, war 23. nach dem Radfahren und 20. nach dem Laufen. Es war zwar schön, so viele Leute zu überholen, jedoch gab mir das auch den Anlass dazu, mich auf das zu konzentrieren, was ich am besten kann, nämlich das Radfahren. Der Punkt, an dem ich den Triathlonsport dann letztendlich ganz für das Radfahren aufgab, war 1990 ein Gespräch im Ziel nach dem Ultraman auf Hawaii. Ein erfolgreicher amerikanischer Extremsportler, den ich sogar geschlagen hatte, erzählte mir vom Race Across America. Das weckte in mir den Ansporn dieses Rennen auch in Angriff zu nehmen und zu zeigen, was ich kann. Mein erstes großes Ziel war somit geboren!

Sie unterstreichen immer wieder die Wichtigkeit von Teamarbeit. Welche Funktion hat ein Team beim Radfahren und in Unternehmen?

Auch wenn ich alleine auf dem Rad sitze und jeden Kilometer auch selbst fahren muss, habe ich ohne mein Team keine Chance. Das Team unterstützt mich nicht nur logistisch, materiell und organisiert Verpflegung, es hat vor allem einen starken Einfluss auf meine Leistung. Ein gutes Team stärkt den Einzelnen! Ähnlich ist es in Unternehmen. Sind es Menschen, die dich blockieren oder sind es Menschen die dich in deinem Tun fördern und unterstützen. In Unternehmen bzw. für Führungskräfte ist es von großer Wichtigkeit die richtigen Teams zusammen zu stellen bzw. deren Teamfähigkeit zu fördern.

Wie kann eine Führungskraft konkret die Teamfähigkeit fördern?

Führungskräfte müssen eine tragfähige Teamkultur zusammen mit den Mitarbeitern entwickeln. Sie sollten dabei als Vorbild agieren, inspirieren und sich immer wieder selbst reflektieren. Führungskräfte sollen sich dabei ganz auf Menschen und ihre Fähigkeiten konzentrieren, weniger auf Strukturen und Prozesse. Der Chef fungiert als erster unter Gleichen, mit dem klaren Auftrag, aus den Fähigkeiten von Menschen das Beste zu machen. Es geht heutzutage um Sinnvermittlung und echtes Interesse am ganzen Menschen, nicht nur dem Mitarbeiter. Menschen in Systemen haben unterschiedliche Ziele, Wertvorstellungen und verschiedene Kompetenzen. Führungskräfte müssen verstehen, was Mitarbeiter, denken, fühlen und tun. Sie müssen individuell führen. Gerade diese Individualität und Vielfalt sind entscheidende Stärken von Teams. Diese Unterschiedlichkeit darf von Führungskräften nicht als Bedrohung wahrgenommen oder unterdrückt werden. Sie kann vielmehr als Antwort auf die zunehmende Komplexität der Arbeitswelt verstanden werden. Widersprüche sollten zugelassen werden.

Wie können kleine und mittelständische Betriebe dies auch mit einem eintägigen Event/Training erreichen?

Führungskräfte und Geschäftsführer schicken ihre Mitarbeiter auf Trainings, Seminare oder Incentives, um Teams zu entwickeln, die Motivation zu steigern, oder einfach nur um zu belohnen.

Aktivierende Teamübungen und ein anderer Blickwinkel jenseits des Firmenalltags helfen dabei, häufig eingefahrene Sichtweisen aufzubrechen und Menschen zu „bewegen“. Hier lohnt sich der Einbezug eines externen Trainingsanbieters oder Prozessberaters. Oft jedoch werden Maßnahmen nach dem Motto: „Wir müssen da mal was machen…“, geplant und auch so angefragt. Meist lautet die Frage hinterher: Was brachte das Ganze nun? Umgekehrt muss die Frage lauten: Wie unterstützen die Betriebe den Transfer des Trainings im Firmenalltag? Wie konkret sind die Zielsetzungen und Erwartungen? In der Firma muss der im Training angestoßene Prozess weitergehen, der Transfer muss sinnvoll gestaltet werden. Tragfähige Lösungen gilt es dabei selbst zu erarbeiten und in die Tat umzusetzen. Personalentwicklungsmaßnahmen dürfen nicht mit der Gießkanne und mit dem Prinzip Hoffnung eingesetzt werden. Sie müssen langfristig, im Rahmen einer Personalentwicklungsstrategie verankert sein. Hier können mittelständische Unternehmen sicher von großen Betrieben lernen.

Vielen Dank für dieses Interview!

2015 Hubert Schwarz Portrait

Über den Autor:

Hubert Schwarz – Jahrgang 1954 – hat als Extremsportler und Unternehmer einen erstaunlichen Karriereweg hinter sich. Der Sozialpädagoge arbeitete zunächst elf Jahre als Jugendpfleger im Öffentlichen Dienst, ehe er über den Triathlon zum Extremsport gelangte und sein Faible für das Radfahren auf ultralangen Distanzen 1991 zu seinem Beruf machte.

Mittlerweile führt er mit seiner Frau Renate das Hubert-Schwarz-Zentrum in Büchenbach, ein erfolgreiches Coaching-Unternehmen, das ganz unter dem Motto „Menschen bewegen“ steht. „Mein Motto, meine Leidenschaft: Menschen bewegen! Menschen aus ihrer Komfortzone locken, damit sie was bewegen – für sich und für andere.“

Seit über zehn Jahren führt Hubert Schwarz zudem Gruppen auf den Gipfel des Kilimandscharo, vor allem Vertreter der aktiven Generation 60+.

Kontakt:

Hubert-Schwarz-Zentrum

Ungerthal 2 1/2

91186 Büchenbach

http://www.hubert-schwarz.com/startseite/

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