Projektmanagement ist in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) oft dynamischer und flexibler als in großen Konzernen – doch genau das bringt auch Herausforderungen mit sich. Während große Unternehmen mit etablierten Prozessen, klaren Rollen und strukturiertem Risikomanagement arbeiten, fehlt es in KMU häufig an genau diesen Mechanismen. Viele Fehler, die in kleinen Unternehmen gemacht werden, hat man in großen Konzernen bereits durch Erfahrung und erprobte Best Practices eliminiert. KMU können also viel von den „Großen“ lernen – insbesondere, wenn es darum geht, klassische Fehler zu vermeiden.
Hier sind die 15 größten Todsünden, die Projektleiter unbedingt vermeiden sollten, und wie man es stattdessen besser macht.
Strategische Fehler
1. Fehlende Flexibilität
Projekte laufen selten exakt nach Plan. Wer stur an der ursprünglichen Planung festhält, riskiert, dass Chancen verpasst oder Probleme zu spät erkannt werden. Das gilt besonders für KMU, da sich deren Umfeld oft schneller verändert als bei großen Unternehmen. Veränderungen im Markt, neue Anforderungen von Kunden oder interne Engpässe erfordern eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Große Unternehmen setzen auf agile Methoden, die eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Planung ermöglichen. KMU sollten sich dieses Prinzip ebenfalls zu eigen machen, indem sie regelmäßig ihre Strategie hinterfragen und die Planung flexibel anpassen.
2. Mangelndes Risikomanagement
Viele KMU unterschätzen die Bedeutung von Risikomanagement. Wer potenzielle Probleme nicht frühzeitig identifiziert, muss später mit teuren Überraschungen rechnen. Große Unternehmen haben längst gelernt, Risiken systematisch zu analysieren, sie zu priorisieren und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Ein einfaches Risikoregister mit den wahrscheinlichsten und folgenschwersten Risiken sowie geplanten Maßnahmen kann KMU helfen, böse Überraschungen zu vermeiden. Zudem sollten regelmäßig Risikoreviews durchgeführt werden, um die Entwicklung der Risiken zu beobachten.
3. Falsches Sicherheitsgefühl durch Festpreisverträge
Ein Festpreisvertrag mag auf den ersten Blick Sicherheit bieten, doch er schützt nicht vor Änderungswünschen, Missverständnissen oder unvorhergesehenen Komplikationen. Projektleiter in KMU neigen oft dazu, sich durch einen Festpreisvertrag in falscher Sicherheit zu wiegen und übersehen, dass selbst kleine Änderungen teure Nachverhandlungen mit sich bringen können. Große Unternehmen setzen deshalb auf flexible Vertragsmodelle, die Änderungen berücksichtigen. Eine enge Kommunikation mit dem Auftragnehmer und ein Change-Management-Prozess sind essenziell, um Probleme frühzeitig zu erkennen und vertragliche Missverständnisse zu vermeiden.
4. Nach jedem kleinen Rückschlag in eine übermäßige Analyse verfallen
Natürlich ist es wichtig, aus Fehlern zu lernen. Doch wenn nach jedem kleinen Problem langwierige Reviews und Meetings folgen, lähmt das das Projekt. Viele KMU haben nicht die Ressourcen für umfangreiche Analysen nach jedem kleinen Fehler. Große Unternehmen unterscheiden zwischen kritischen Problemen, die eine tiefere Analyse benötigen, und kleineren Pannen, die direkt behoben werden können. KMU sollten lernen, pragmatisch zu handeln und nur dann umfangreiche Analysen durchzuführen, wenn sie wirklich nötig sind.
Führung & Teamkultur
5. Das Team nicht zum unternehmerischen Denken motivieren
Projektteams arbeiten am besten, wenn sie sich nicht nur als „Ausführende“, sondern als Mitgestalter fühlen. Erfolgreiche Unternehmen fördern Eigenverantwortung und unternehmerisches Denken. In KMU ist dies besonders wichtig, da oft weniger Hierarchieebenen existieren und Mitarbeiter direkter Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben. Projektleiter sollten gezielt Anreize schaffen, damit Teammitglieder aktiv mitdenken und kreative Lösungen einbringen.
6. Mitarbeiter nur verwalten, statt sie zu führen und zu fördern
Ein Projektleiter ist kein Bürokrat, sondern ein Coach. In erfolgreichen Unternehmen stehen Führungskräfte ihren Teams unterstützend zur Seite, statt sie nur zu kontrollieren. Wer seine Mitarbeiter fördert, steigert Motivation und Leistung. In KMU, wo oft weniger formelle Entwicklungsprogramme existieren, können Projektleiter gezielt Mentoring und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Ein regelmäßiges Feedbackgespräch kann hier bereits einen großen Unterschied machen.
7. Zu viel Mikro-Management
Wer alles selbst regeln will, erstickt die Eigeninitiative seines Teams. Große Unternehmen setzen auf Vertrauen und klare Verantwortlichkeiten. Auch in KMU sollten Projektleiter lernen, Aufgaben loszulassen. Besonders in kleineren Unternehmen, wo die Hierarchien oft flacher sind, ist es wichtig, den Mitarbeitern Freiräume zu geben und ihnen zu vertrauen. Wer zu viel kontrolliert, hemmt Kreativität und Eigeninitiative.
8. Einstellen von Mitarbeitern mit der falschen Einstellung
Fachwissen ist wichtig – doch die richtige Einstellung zählt noch mehr. Unternehmen, die Wert auf Teamkultur und Mindset legen, haben langfristig mehr Erfolg. Ein gutes Team entsteht nicht zufällig, sondern durch gezielte Auswahl. Besonders in KMU, wo Teams oft enger zusammenarbeiten als in großen Unternehmen, ist es wichtig, dass neue Mitarbeiter sowohl fachlich als auch menschlich ins Team passen.
9. Entscheidungsbefugnisse nicht auf die niedrigste mögliche Ebene delegieren
Projekte scheitern oft an endlosen Entscheidungsprozessen. Große Unternehmen setzen deshalb auf flache Hierarchien und klare Entscheidungswege. KMU sollten sich fragen: Welche Entscheidungen können direkt im Team getroffen werden? Entscheidungen sollten dort getroffen werden, wo das meiste Wissen liegt – das entlastet die Führungsebene und beschleunigt das Projekt.
Zusammenarbeit mit Dienstleistern & Stakeholder-Management
10. Die Abwicklung komplett an Auftragnehmer delegieren
Outsourcing kann sinnvoll sein – doch ein Projektleiter darf nie die Kontrolle verlieren. Erfolgreiche Unternehmen bleiben auch bei externen Partnerschaften aktiv involviert und behalten den Überblick. Besonders in KMU, wo oft weniger Erfahrung mit externen Dienstleistern besteht, ist es wichtig, eine enge Kommunikation zu pflegen und klare Anforderungen zu definieren.
11. Auftragnehmer für mangelnde Problemlösung beschuldigen
Wenn Probleme in einem Projekt auftreten, ist es einfach, die Schuld auf externe Auftragnehmer zu schieben. Doch Schuldzuweisungen führen selten zu einer Lösung – vielmehr vergiften sie die Zusammenarbeit und führen zu Konflikten. Große Unternehmen wissen, dass es effektiver ist, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, statt sich in Vorwürfen zu verlieren. In KMU, wo oft enge Beziehungen zu Lieferanten und Auftragnehmern bestehen, ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit besonders wichtig. Eine offene Kommunikation, regelmäßige Abstimmungen und ein lösungsorientierter Ansatz helfen, Probleme frühzeitig zu identifizieren und gemeinsam zu bewältigen.
12. Fehlende Kommunikation mit Stakeholdern
Projekte scheitern oft nicht an der Umsetzung, sondern an fehlender Kommunikation. Wer Stakeholder nicht regelmäßig einbindet, riskiert Missverständnisse und unrealistische Erwartungen. Große Unternehmen haben dafür strukturierte Kommunikationsstrategien entwickelt, die KMU adaptieren können. Regelmäßige Meetings, klare Updates und ein offener Dialog mit allen Beteiligten sind entscheidend.
13. Einbindung der Community vernachlässigen – Potenzial verschenken
Viele Projektleiter konzentrieren sich auf ihr internes Team und Stakeholder, vergessen dabei aber eine wertvolle Ressource: die Community. In Zeiten von Crowdsourcing, offenen Innovationsprozessen und Social Media gibt es kaum noch ein Projekt, das nicht von externem Feedback profitieren kann. Trotzdem wird die Community-Beteiligung oft ignoriert – sei es aus Zeitmangel, Unsicherheit oder der Angst vor zu vielen Meinungen. Was können Sie als Projektleiter tun?
✅ Community von Anfang an einbinden: Egal ob über Beta-Tests, Kundeninterviews oder Online-Umfragen – je früher Feedback eingeholt wird, desto besser.
✅ Offene Kommunikationskanäle schaffen: Ein Projektblog, Social Media oder Foren können helfen, kontinuierliches Feedback zu sammeln.
✅ Feedback ernst nehmen und sichtbar umsetzen: Nutzer merken schnell, wenn ihre Rückmeldungen ignoriert werden. Wer darauf reagiert, stärkt die Bindung zur Community.
Operative Fehler & Prozessdenken
14. Blind Prozessen folgen – Wenn Regeln wichtiger werden als Ergebnisse
Prozesse sind wichtig – sie bringen Struktur und helfen, Projekte effizient zu steuern. Doch sie sind nicht unantastbar. Manche Projektleiter folgen etablierten Prozessen so streng, dass sie den eigentlichen Zweck aus den Augen verlieren. Ein klassisches Beispiel ist das Festhalten an überholten Freigabe- oder Berichtswesen-Strukturen, die mehr Zeit kosten, als sie Nutzen bringen. Setzen Sie stattdessen besser Pragmatismus vor Bürokratie. Denken Sie daran: Prozesse müssen das Projekt unterstützen, nicht blockieren. Dazu gehört auch regelmäßig Prozesse zu hinterfragen, ob sie wirklich notwendig sind, oder ob es einfachere Lösungen gibt. Entscheidend ist, dass das Projektziel erreicht wird – nicht, dass alle Prozessregeln perfekt eingehalten wurden.
15. Fehlende Inspiration durch sinnstiftende Ziele – Wenn das „Warum“ fehlt
Viele Projekte starten mit einer klaren Aufgabenliste, aber ohne eine inspirierende Vision. Gerade in KMU, wo Teams oft mehrere Projekte parallel betreuen, kann das dazu führen, dass Mitarbeiter nur noch „abarbeiten“ statt sich wirklich für das Projekt zu engagieren. Machen Sie als Projektleiter deutlich, warum Ihr Projekt wichtig ist. Wie verändert es das Unternehmen, den Markt oder sogar die Gesellschaft? Feiern Sie auch das Erreichen kleiner Meilensteine und kommunizieren Sie Ihre Erfolge regelmäßig.
Fazit:
Projektmanagement in KMU kann von den Erfahrungen großer Unternehmen profitieren. Wer diese 15 Fehler vermeidet, sorgt für effizientere Abläufe, motivierte Teams und langfristigen Erfolg. Viele dieser Maßnahmen sind einfach umzusetzen und haben dennoch eine enorme Wirkung.
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Meike Kranz ist seit 2006 als Expertin für Büroorganisation tätig und hat seitdem in firmeninternen Seminaren und Online-Kursen mit großem Erfolg bereits über 1000 Teilnehmern gezeigt, wie sie effizienter und effektiver arbeiten können. In praxisnahen und sofort umsetzbaren Tipps zeigt sie, wie man sich in Papier- und Dateiablage, E-Mail-Bearbeitung und täglichen Arbeits-Prozessen perfekt organisiert und dadurch bis zu 50% Zeit einsparen kann.
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